Heimat- und Geschichtsverein Haibach, Grünmorsbach und Dörrmorsbach

Haibach - Grünmorsbach - Dörrmorsbach e.V.

Die Nepomuk-Kirche

 


Vor 175 Jahren, am 3. Dezember 1848, wurde in Haibach die erste Kirche eingeweiht. St. Johannes Nepomuk wurde als Patron gewählt. Weil sie nur eine Filialkirche war, wurde sie nicht vom Bischof geweiht, sondern vom Schweinheimer Pfarrer Friedrich Emil Stein „benediziert“. Haibach gehörte mit Gailbach seit 1817 zur Pfarrei Schweinheim und ab 1821 mit Grünmorsbach zu einer eigenen „Kaplanei“. Seit 1817 wurden deshalb in der kleinen Haibacher Kapelle in der Schollstraße Sonntagsgottesdienste gehalten. Die Bevölkerung wuchs, und die Kapelle wurde zu klein, auch „weil sich die Grünmorsbacher immer mehr beidrückten“. Die kirchlichen Verhältnisse in Schweinheim waren nicht besser. So setze sich der erste Pfarrer von Schweinheim, Jakob Wollbach, für einen Neubau in Haibach ein. Die beiden Gemeinden Haibach und Grünmorsbach beschlossen 1826, eine gemeinsame Kirche zu bauen. Damit sie die Kirche besuchen durften, hatten die Grünmorsbacher ein Viertel der Baulast zu tragen. Die finanziellen Verhältnisse verhinderten jedoch einen Baubeginn. Als Bausumme waren 23.941 Gulden angegeben. Diese Summe konnten die Gemeinden nicht aufbringen. Bittbriefe an den Bischof und den König folgten: „Die Unterzeichneten sehen sich nothgedrungen, Eurer Königlichen Majestät die unterthänigste Bitte zu Füßen zu legen: Allerhöchst dieselben wollten in Rücksicht des geschilderten Missstandes eines nach Abhilfe schon lang seufzenden Volkes allergnädigst geruhen, die noch abgängige Summe zum beabsichtigten Kirchenbaue dahier aus irgendeiner Kasse oder einem Fonde allerhuldvollst zufließen zu lassen und mangelnden Falles die Vornahme einer nochmaligen Hauskollekte im ganzen Königreiche allergnädigst zu gestatten.“ Die landesweite Kollekte erbrachte 3704 Gulden. 1843 wurde der Bau genehmigt und im Juni 1844 der Grundstein gelegt. Die Bauarbeiten gingen nur langsam voran, weil „die versprochenen Hand- und Spannfronden nur mangelhaft geleistet“ wurden. Insbesondere der Bau des Kirchturms stockte, nachdem er von einem Unfall überschattet wurde: 1847 brach das Baugerüst zusammen, ein Arbeiter starb, zwei wurden lebensgefährlich verletzt und starben und drei andere beklagten „mehr oder minder bedeutende Verletzungen“. Schließlich konnte doch, wenn auch mit großen Schulden, der Bau vollendet werden. So weihte der Schweinheimer Pfarrer Stein am ersten Adventssonntag 1848 die Kirche ein. Die Innenausstattung blieb recht armselig. Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre waren formlose Holzkästen, genau wie die Kommunionbank und die Kanzel. Als Glocken wurden die beiden Glöckchen aus der Kapelle verwendet. Zwei einfache Beichtstühle vollendeten die Innenausstattung. Zwei Jahre später konnte eine Orgel angeschafft werden, die aber kurze Zeit später wieder reparaturbedürftig war.
Grünmorsbach baute sich 50 Jahre später eine eigene Kirche, 1904 begann der erste Lokalkaplan Niklaus Canisius seine Tätigkeit in Haibach und 1907 wurde Haibach mit Grünmorsbach als Lokalkaplanei genehmigt. Nach Renovierungen in den Jahren 1921 (Haibach wurde 1922 zur Pfarrei erhoben) sowie 1938 und 1948 wurde die zu klein gewordene Kirche 1963 durch die Bruder-Klaus-Kirche an der Hauptstraße ersetzt. Die Nepomuk-Kirche wurde profaniert und an einen Handwerksbetrieb verkauft. Der Turm wurde teilweise abgebaut, das Haus aber unter Denkmalschutz gestellt.
Zeichnung aus der Jubiläumsschrift von Pfarrer Schweinfest zum 100-jährigen Bestehen der Kirche 1948.
Innenausstattung nach einer alten Postkarte